Lebenslang
„Lebenslang“ erzählt von der Beziehung der 53jährigen Rosmarie zum 16jährigen Niko, dem Mörder ihres Sohnes. Als Rosmaries Leben nach dem Tod ihres Sohnes zu entgleisen droht, scheint Rache das einzige Mittel des Ausgleichs. Sie sucht Niko immer wieder im Gefängnis auf und konfrontiert ihn mit den Folgen seiner Tat. Aber ihr Gegenüber ist nicht nur Täter. Die Begegnungen, die über weite Strecken von Hass, Verachtung oder Misstrauen dominiert sind, stoßen einen Prozess an. Obwohl von keiner Seite gewollt, findet schleichend ein Erkennen des anderen statt. Rosmarie gerät in Konflikt mit sich selbst, denn etwas Unvorstellbares passiert gerade...
Seit 13 Jahren besuche ich ehrenamtlich Straf-gefangene und begleite sie über die Entlassung hinaus. Wie schlimm ihre Delikte auch waren – in der Begegnung mit Tätern entsteht Beziehung, die Basis für jedes weitere Miteinander. Ich habe den Fokus meiner Recherche für „Lebenslang“ auf die Begegnung zwischen Täter und Opfer gelegt. Etliche Länder fördern solche Begegnungen – auf freiwilliger Basis natürlich. Wozu? Weil das Strafrecht die Bedürfnisse der Betroffenen außen vorlässt. Die Verurteilung des Täters trägt für Opfer/Angehörige nicht zu einer „Heilung“ bei und bietet dem Täter keine Möglichkeit etwas „wiedergutzumachen“. Die Begegnung öffnet Menschen Möglichkeiten jenseits von Rache, ihren persönlichen Frieden zu finden. In einer Zeit der Kriege und tiefer gesellschaftlicher Spaltung verdient das Thema Versöhnung mehr Reflexion. (Danielle Proskar)